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Wohnen und IV, Arbeiten und IV, Wohnen im Alter, Pflege im Alter | 05. Juni 2025 | Karin Hadorn-Janetschek

Pflege und soziale Berufe: «Die Berufsausbildung junger Leute liegt mir besonders am Herzen»

Seit Anfang April 2025 ist Anja Piller die neue Personalchefin des BSB in Basel. Im Interview erklärt sie, wie wichtig die Berufsbildung, das Engagement eines Unternehmens und die bewusstere Verbindung zwischen älteren und jüngeren Mitarbeitenden sind.

Was bedeutet Ihnen die Berufsausbildung junger Menschen?

Für die Berufe anderer Menschen habe ich mich bereits als Kind und Jugendliche sehr interessiert und ich fragte mein Umfeld nach ihren Berufen aus. Mit 15 Jahren entschied ich mich für eine Banklehre. Meine Lehrjahre prägten mich sehr und meine Ausbildungspersonen faszinierten mich. Etwa vier Jahre nach meinem Berufsabschluss bildete ich mich zur Berufsbildnerin weiter und arbeitete anschliessend während fünf Jahren bei der Berufsbildung der Post als Ausbildnerin. Wegen meinen eigenen positiven Erfahrungen liegt mir die Berufsbildung junger Menschen besonders am Herzen. Sie stehen an einer Weichenstelle zwischen Schule und Berufswelt, zwischen Jugend und Erwachsenwerden.

Wie begeistern Sie Lernende oder Studierende für einen Pflege- oder Sozialberuf oder Lernende für eine Ausbildung mit IV-Unterstützung?

Die Begeisterung der jungen Menschen hängt nicht von einer einzelnen Person ab. Allgemein sollte sich jedes Unternehmen fragen: «Sind wir ein Ausbildungsbetrieb? Was für ein Ausbildungsbetrieb möchten wir sein?» Die jungen Menschen brauchen ein sinnhaftes Umfeld und eine sinnvolle Tätigkeit. Der «Kaffeedienst» soll kein fester Bestandteil der Ausbildungszeit sein. Die Jungen sollen in spannende Projekte involviert werden und Perspektiven erhalten. Gefragt sind ferner innovative Ausbildungsformen, bei denen sie beispielsweise ihre Einsatzorte im Unternehmen mitbestimmen oder Lernendenteams führen. Im Rahmen der Möglichkeiten sollen Lernende und Studierende die Ausbildung mitgestalten. Das Verständnis für die beruflichen Pflichten gehört selbstverständlich ebenfalls zur Ausbildung. Je attraktiver die Ausbildung ist, desto mehr lieben die jungen Menschen ihren Beruf und bleiben ihm und auch dem Unternehmen treu.

Welche Erwartungen haben junge Menschen an ihre Lehrstelle oder Berufsausbildung?

Diese Frage müsste man den Jungen stellen. Nach meiner Erkenntnis suchen die Jungen Erfahrung, Verantwortung und Sinnhaftigkeit. Vom Lehrbetrieb erwarten sie eine gute Betreuung, attraktive Benefits, ein spannendes Umfeld und reichliche Perspektiven. Junge Menschen suchen ihren Platz in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt. Sie können sich einen Beruf oft nicht genau vorstellen. Ein Lehrbetrieb sollte ihnen Orientierung bieten. Schnuppertage, Besuchstage oder Zukunftstage schaffen erste wertvolle Einblicke.

Welches sind die grössten Herausforderungen für Berufsbildende?

Berufsbildende stehen in einem Spannungsfeld: Sie müssen in ihrem Job «produktiv» sein und gleichzeitig die Anforderungen aus der beruflichen Grundbildung erfüllen. Die konstanten Bildungsreformen fordern zudem ständige Anpassungen. Berufsbildende sind herausgefordert, Lernende am Arbeitsplatz zu begleiten und gleichzeitig ein Sensorium für persönlich schwierige Phasen ihrer Lernenden zu haben und auch bei schulischen Anforderungen zu unterstützen. Berufsbildende verdienen mehr Wertschätzung und Anerkennung, denn sie übernehmen eine Schlüsselfunktion beim Berufseinstieg. Sie brauchen gute Arbeitsbedingungen. Im Pflichtenheft der Berufsbildenden sollte explizit Zeit für die Begleitung der Lernenden und Studierenden festgehalten sein.

Berufsausbildungen schaffen Perspektiven

Wer Lernende und Studierende ausbildet und gut betreut, wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Es kommen Menschen mit neuen Ideen ins Unternehmen, die andere Blickwinkel und andere Verhaltensweisen einbringen. Sie sind eine wichtige Quelle für zukünftige Mitarbeitende. Gleichzeitig sollen Unternehmen den Nachwuchs noch bewusster mit den anderen Mitarbeitenden verbinden und zu einer Mehrgeneration vereinen. Alle Mitarbeitenden haben einen besonderen Wert und brauchen ihre spezifischen Aufmerksamkeiten. Es ist wichtig, die Bedürfnisse aller Mitarbeitendengruppen in ihren jeweiligen Lebensphasen zu erkennen und auf diese einzugehen.
«Die Lernenden der beruflichen Integration unterstützt das BSB zusätzlich. Ziel ist die höchstmögliche Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Arbeitsmarktfähigkeit. Inklusion bedeutet hier auch, die Hilfestellungen anzubieten, die es braucht für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.»
Judith Pulina, Berufsbildungsverantwortliche Berufliche Integration
bsb
«Das BSB begeistert junge Menschen für eine Ausbildung oder ein Studium in Pflege, Sozialpädagogik, Betreuung, Gastronomie usw. Wir setzen auf praxisnahe Ausbildung, moderne Lernmethoden, individuelle, professionelle Betreuung und vielfältige Entwick-lungsmöglichkeiten. Wir fördern aktiv das Interesse an sozialen Berufen.»
Daniela Spitaleri, Leiterin Berufsbildung
bsb

Zusammenfassung in einfacher Sprache

Anja Piller ist die neue Personal-Chefin des BSB. Sie meint: Es ist wichtig, junge Menschen gut auszubilden und zu betreuen. Lernende wollen Verantwortung, sinnvolle und spannende Aufgaben und gute Arbeits-Bedingungen. Die Berufsbildenden brauchen mehr Anerkennung. In einem Unternehmen sind Lernende, neue und langjährige Mitar-beitende wichtig. Alle sollen zusammenarbeiten.
Portrait Karin Hadorn-Janetschek

Karin Hadorn-Janetschek

PR & Kommunikationsspezialistin beim BSB, Redaktionsleiterin Horizont

Karin Hadorn-Janetschek interviewt gerne andere Personen und ist leidenschaftliche Redaktorin.

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